Mika aus Salzkotten hat sein Auslandsjahr am Mahurangi College in Warkworth, Neuseeland, von Januar – Juli 2020 verbracht.

Bericht 1 - Februar 2020

Der erste Monat: Als ich nach dem langen Flug endlich angekommen war, wurde ich von einem Fahrer Flughafen abgeholt und zu meiner Gastfamilie gefahren. Auf dem Weg sah ich das erste Mal die schöne Natur der Nordinsel, überhaupt kein Vergleich zu Deutschland. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt wurde ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie aufgenommen, jedoch war ich so müde, dass ich sofort zu Bett ging. In Neuseeland waren zu diesem Zeitpunkt noch Sommerferien also hatte ich noch ein paar Tage Zeit mich einzuleben und die Gegend erkunden. An meinem ersten Schultag erhielt ich zuerst eine Einführung in das Schulsystem und eine Führung über das Gelände zusammen mit anderen International Students. In meiner ersten Unterrichtsstunde wurde ich sofort bestens von neuseeländischen Schülern integriert. Durch Fußball konnte ich auch in den Pausen schnell Kontakt zu Leuten aufnehmen und fühlte mich schnell als Teil einer Gruppe. Nach der ersten Woche habe ich mich an die Sprache gewöhnt und konnte mich so auch an der Schule zurechtfinden. Am Anfang hat man noch sehr viel Freiheit was die Fächer betrifft. Deswegen experimentierte ich ein wenig mit den Fächern um für mich die beste Kombination zu finden. In der zweiten Woche besuchte mich dann Andrea um nach dem Rechten zu schauen und auch um ein paar Dinge mit der Schule zu klären. Am folgenden Wochenende fuhr ich mit meinen Freunden zu einem Freizeitpark und zu einem See und genoss das schöne Wetter. Mittlerweile habe ich mich auch für eine Fußballmannschaft angemeldet und freue mich schon sehr auf das Training. In der darauffolgenden Woche ging ich mit meinem Sportkurs surfen. Am Anfang gestaltete sich das erst sehr schwierig aber irgendwann hat es dann geklappt und hat echt Spaß gemacht. Gerade sitze ich draußen, genieße den Sonnenuntergang und lehne mich zurück. Mal sehen was die Zukunft so bringt.

Bericht 2 – April 2020

Nach dem ersten Monat habe ich mich perfekt in den Alltag eingefunden. Es gab trotzdem regelmäßig Abwechslungen, da die Schule häufig Thementage organisiert. Dazu gehört z.B. Der athletics day, an dem  sich alle Schüler auf dem Sportplatz treffen und  für Disziplinen anmelden . An diesem  Tag findet kein Unterricht statt, wie bei unseren Bundesjugendspielen. Ähnlich ist es mit dem interhouse swimming day. Jeder Schüler ist einem  Haus zugeteilt (Ich bin im Kahurangi-Haus). Die Schüler einer Jahrgangstufe treffen sich an der Schwimmhalle und absolvieren unterschiedliche Disziplinen.   In der darauffolgenden Woche besuchte der Gründer einer neuseeländischen Schuhfirma die Business Klassen. Er erzählte etwas über seine Arbeit und seinen Aufstieg. Sein Unternehmen ist mittlerweile sehr erfolgreich.   Nach einiger Zeit ging es dann auch mit den ersten Leistungstests in den Fächern los. Diese gestalteten sich jedoch als nicht allzu schwierig. An einem Wochenende besuchte ich einen Zauberwürfelwettbewerb in Auckland und konnte mehrere persönliche Bestleistungen aufstellen. In Matakana (der kleinen Stadt, in der ich wohne) gibt es Samstags immer einen Bauernmarkt. Hier kann man viele einheimische Lebensmittel kaufen und probieren. Diesen Markt besuchte ich mit meinen Freunden immer regelmäßig. Danach fuhren wir meistens an den Strand.   

Mittlerweile ist das alles leider nicht mehr möglich. Neuseeland befindet sich seit dem 24.03. in kompletter Isolation wegen des neuartigen Corona-Virus. Man darf das Haus nur noch für wichtige Dinge wie einkaufen, Arztbesuche oder ähnliches verlassen. Alle öffentlichen Veranstaltungen und Sportevents wurden größtenteils abgesagt. Meine Familie in Deutschland und ich sind uns relativ uneinig, ob ich hier bleiben soll oder nicht. Ab dem ersten April dürfen ausländische Flugzeuge wieder in Neuseeland landen. Hoffentlich wird alles wieder gut. Mal sehen wie es weiter geht.

Bericht 3 - April 2020

Ich habe den gesamten Monat April gezwungenermaßen in Isolation, unter dem Motto „social distancing“, verbracht. Zuerst hatten wir Schüler Osterferien und dementsprechend keine Aufgaben. Die ersten zwei Wochen waren zwar ganz angenehm, aber nach kurzer Zeit wurde es schon etwas eintönig. Mein Alltag bestand überwiegend aus Netflix und Videochats mit Freunden aus Deutschland und Neuseeland. Einfach ein bisschen um den Block laufen war da schon eine willkommene Abwechslung. Nach den Ferien ging dann die Online-Schule los. Normalerweise findet der Unterricht sowieso online statt, da die Lehrer die Materialien immer nach dem Unterricht in eine gemeinsame Cloud hochladen. Das schöne an den Videokonferenzen ist, dass sie, verglichen mit normalen Schulstunden, extrem kurz sind und man so trotz der Aufgaben noch viel Freizeit hat. Seit dem 28. hat die Regierung die Auflagen etwas gelockert. Das heißt, dass Unternehmen die nicht auf sozialem Kontakt basieren wieder öffnen dürfen und man nun auch wieder regional mit dem Auto reisen darf. Alles in Allem hat sich die letzten Wochen nicht viel getan. Ich hoffe immer noch, dass sich die Lage hier weiterhin verbessern wird, da ich schon ganz gerne mal wieder meine Freunde sehen würde. Trotzdem bin ich doch sehr froh, dass ich hier sein kann und nicht mit dem Rückholflug zurück nach Deutschland geflogen bin. 

Stay safe, Mika

Bericht 4 – Mai 2020

Seit dem letzten Bericht hat sich ganz schön viel getan. Das Coronavirus ist nahezu besiegt. Es gibt noch ca. 10 aktive Fälle, aber seit 7 Tagen keinen Neuen mehr. Das heißt, dass ich seit 2 Wochen wieder zur Schule gehe und auch meinen Hobbies wieder besser nachkommen kann. Der Anfang des Monats war trotzdem noch sehr durch die Quarantäne bestimmt. Der Staat wird auch weiterhin einige Sicherheitsmaßnahmen beibehalten, bis sich die Situation global entspannt hat. In Neuseeland beziehen viele Häuser in ländlichen Gebieten ihr Wasser über den Regen. Bei uns im Garten stehen zwei große Betonfässer, die den gesamten Haushalt versorgen. Jedoch hatte es über mehrere Wochen nur sehr wenig geregnet und deswegen hatten wir eines morgens kein Wasser mehr. Wir haben dann Grundwasser bestellt, was noch am selben Tag mit einem Laster geliefert wurde. Am nächsten Tag hat es erstmal kräftig geregnet, so dass die Tanks wieder voll waren. Am nächsten Wochenende hatte meine Gastmutter Geburtstag, also habe ich versucht einen Kuchen zu backen. Da ich dafür jedoch gar kein Talent habe, habe ich meine Mutter um Hilfe gebeten und wir haben den Kuchen dann gemeinsam im Videoanruf gebacken. Ich musste dann etwas improvisieren, da das mit den Zutaten nicht so geklappt hatte wie ich mir das vorgestellt hatte. Geschmeckt hat‘s trotzdem. Ansonsten hat sich mein Alltag nicht als sonderlich abwechslungsreich erwiesen, abgesehen von dem täglichen online-Unterricht. Eines Tages gab es doch noch eine kleine Überraschung als Benson (der Hauskater) eine Maus mit ins Haus gebracht, allerdings konnten wir die mit einer Falle wieder einfangen. Aufgrund der Quarantäne haben sich meine Eltern, ich und die Schule darauf geeinigt, dass ich meinen Aufenthalt um einen Monat verlängern darf. Der geplante, aber ausgefallene Trip über die Südinsel kann leider nicht wiederholt werden, aber es wird einen Ersatz gegen Ende Juni geben, auch wenn der nur eine Woche lang ist. Ich bin echt glücklich über diese Gelegenheit, da ich bis jetzt kaum etwas von Neuseeland gesehen habe. Ich bin echt sehr froh, dass ich meine Freunde in der Schule wieder sehen kann und nicht nur zu Hause sitze. Für nächstes Wochenende haben wir schon Pläne. Wir wollen nach Albany (ein Vorort von Auckland), wo man Lasertag spielen und bowlen gehen kann. Meine Zeit mit Freunden zu verbringen habe ich schon sehr vermisst. Der normale Schulunterricht ist auch um einiges besser als die online-Variante. Für mich einfach schöner ist, einen geregelten Alltag zu haben. Das Lernen fällt mir mit einem realen Lehrer leichter und macht so auch mehr Spaß, besonders wenn man noch befreundete Mitschüler hat.

Die Fußball-Saison beginnt nun auch wieder und die milderen Temperaturen im Herbst machen das Training um einiges angenehmer. Trotzdem scheint die Sonne noch recht stark. Nach dem Training in der Sonne hatte ich einen Sonnenstich und konnte für den Rest des Tages nicht mehr viel machen. Meine ersten Saisonspiele werden in etwa zwei Wochen stattfinden. Wollen wir mal hoffen, dass alles so gut bleibt. Viele Grüße aus Matakana, Mika

Bericht 5 – Juni 2020

Der Monat Juni begann relativ unspektakulär. Der Schulalltag wurde von intensiven Vorbereitungen auf die Prüfungen am am Ende des Terms begleitet. Ich konnte das Ganze jedoch recht locker angehen, da meine Noten in Neuseeland keinerlei Auswirkungen auf meine deutsche Schullaufbahn haben. Zwei Wochen vor dem Ende des Terms hat mein Whānau- und Biolehrer die Schule verlassen und organisierte zu seinem Abschied ein kleines gemeinschaftliches Essen während der Lunchpause. In der zweiten Woche des Monats hatte ich mein erstes Saisonspiel und wir haben überraschenderweise 11:1 gegen ein Team aus Auckland gewonnen. In meiner näheren Umgebung gibt es leider nicht allzu viele Vereine, sodass wir fast immer eine Stunde oder mehr zum nächsten Fußballplatz fahren müssen. In der letzten Woche war ich auf einem fünftägigen Trip in der Nähe von Rotorua. Dieser Trip war quasi der Ersatz für den Trip über die Südinsel welcher leider wegen Corona ausgefallen ist. Am Tag der Anreise haben wir uns das Filmset der Herr der Ringe und Hobbit Filme angeschaut. Einige Szenen die in dem Hobbit Dorf spielen, wurden in Neuseeland gedreht. Gegen Abend erreichten wir dann unsere Unterkunft und richteten unsere Zimmer ein. Nachdem wir ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage eingekauft haben, wurde gekocht. Die Reisegruppe bestand aus zwei Lehrern, 3 europäischen und 5 asiatischen Schülern. Wegen diesen kulturellen Unterschieden kam es während des Kochens zu einigen Problemen, aber es hat trotzdem allen geschmeckt. Am nächsten Tag besuchten wir einige Wasserfälle und heiße Quellen. Die Quellen riechen sehr stark nach Schwefel da sie auf einer geothermisch aktiven Region liegen. Das Wasser kann Temperaturen weit über 100°C erreichen. Am Mittwoch morgen waren wir raften auf dem Tarawera River. Dieser Fluss hat mehrere Meter hohe Wasserfälle zu bieten. Das war mein persönliches Highlight auf dem Trip. Gegen Nachmittag gingen wir dann eine Runde spazieren an einem See. Abends haben wir Pizza bestellt und unsere Koffer gepackt, da wir die Unterkunft gewechselt haben. Nach dem Frühstück sind wir dann umgezogen. Die neue Unterkunft war sehr nah zu den Glowworm Caves in Waitomo, welche wir dann auch am Nachmittag besichtigt haben. Die Höhle kann man nur mit einem Boot besichtigen. Die Atmosphäre in dieser dunklen aber auch gleichzeitig hellen Höhle war einfach unglaublich. Den Abend haben wir gemütlich mit Kartenspielen ausklingen lassen. Am Freitag hieß es packen für die Abreise. Die lange Fahrt war jedoch durch einige Pausen an Stränden gut auszuhalten. Mittlerweile genieße ich die ersten Tage der Ferien und relaxe ein wenig. Das heißt allerdings auch, dass ich bald zurück nach Deutschland komme, genauer gesagt in 4 Wochen.

Liebe Grüße Mika

Bericht 6 – August 2021

Der Juli war leider mein letzter Monat und so musste ich mich langsam mit dem Gedanken der Abreise anfreunden. Den genauen Termin des Abflugs wusste ich aber nicht, da mein eigentlicher Flug, welcher zum Anfang August sein sollte, gestrichen wurde. Zum Glück hatte ich noch mal Zeit zur Schule zu gehen und mich von allen Lehrern, Freunden und der Familie zu verabschieden. An meinem letzten Wochenende hatte ich noch mal ein Fußballspiel und danach habe ich den Abend mit Freunden ausklingen lassen, indem wir Essen waren. Anschließend kamen sie noch kurz mit zu mir um sich richtig zu verabschieden. Für mich war dieser Moment sehr traurig, da ich nicht weiß wann und ob ich meine Freunde wiedersehen werde. 

Mein Flug ging Sonntag Nachmittag aber um nach Auckland zu kommen, mussten wir erst noch eine knappe Stunde fahren. Leider hat das Check-In sehr lange gedauert, da mein Koffer zu schwer war. Deswegen musste ich mich sehr beeilen und das Verabschieden kam doch ziemlich kurz. Nach ca. 2h Flugzeit hatten wir einen kurzen Stopp in Brisbane. Man durfte das Flugzeug aber nicht verlassen. Ziemlich störend war es, dass man den ganzen Flug über eine Maske tragen musste und an den Flughäfen teilweise sogar Handschuhe. Insbesondere wenn man schlafen will ist das schon relativ störend. Nach dem langen Flug nach Dubai hatte ich noch weitere 4h Aufenthalt, bis es dann schließlich Richtung Heimat ging. Nach einer Reisezeit von ca. 30h hatte ich all mein Gepäck beisammen und konnte meine Eltern wiedersehen. Die Freude in dem Moment war schon ziemlich groß, aber ich war auch sehr glücklich in Neuseeland. Am Abend kamen meine Familie und meine deutschen Freunde vorbei, um mich herzlich zu begrüßen.
Neuseeland war schön, aber es ist auch schön, wieder zu Hause zu sein. Mein Plan ist es, in den nächsten Sommerferien wieder darunter zu fliegen, sofern das pandemiebedingt möglich ist.

Mika