Timandra aus Gevelsberg hat ihr Auslandsjahr an der Taradale High School in Napier, Neuseeland, von Januar – Dezember 2020 verbracht.
Bericht 1 – Februar 2020
Mein Auslandsjahr in Neuseeland begann am Düsseldorfer Flughafen. Dort hat sich unsere Reisegruppe getroffen. Sie bestand aus sechs weiteren Austauschschülern sowie zwei Betreuern meiner Austauschorganisation. In der Gruppe zu reisen ist ganz schön, weil man sich dadurch nicht so alleine, sicherer und aufgehobener fühlt. Von Düsseldorf aus ging es nach Dubai. Der Flug dauerte 6 Stunden. In Dubai angekommen hatten wir eine Aufenthaltsdauer von ca. 3 Stunden. Diese Zeit konnte man gut nutzen, um sich nochmal frisch zu machen, was zu laufen und um sich auf den nächsten Flug vorzubereiten. Dann startete der wohl anstrengendste Teil der Reise: der 16 Stunden Flug von Dubai nach Auckland. Dieser Flug war eine Erfahrung für sich. Als ich in Auckland angekommen war, war ich ehrlich erleichtert, es geschafft zu haben, aber auch sehr müde. Der Flughafen von Auckland hat einen internationalen und einen nationalen Bereich, zwischen denen man leicht wechseln kann. Für den Inlandsflug checkt man allein ein und gibt sein Gepäck auf. Alles Weitere ist eher mit Busfahren vergleichbar. So ist es etwas komisch, dass man z.B. durch keine zusätzliche Sicherheitskontrolle mehr muss. Das Flugzeug für den Inlandsflug war richtig klein, eine radikale Umstellung, wenn man zuvor mit einer riesigen Maschine wie einem A380 geflogen ist. In Napier angekommen, bin ich aus dem Flugzeug ausgestiegen, zu Fuß zum Flughafen gelaufen und dann standen dort sofort meine Gastmutter, meine brasilianische Gastschwester und jemand von der Schule, die mich alle herzlich und mit offenen Armen empfangen haben und schon konnte mein Abenteuer in Neuseeland losgehen…
Bericht 2
Angekommen in Neuseeland hatte ich ein paar Tage Zeit, mich einzuleben, meine Gastfamilie kennen zu lernen und mich an die Zeitschiebung von 12 Stunden zu gewöhnen und vom Winter in den Sommer zu springen. Ich bin Ende Januar geflogen zum Beginn des neuseeländischen Schuljahres. Für mein high school-Jahr habe ich mich für die Taradale High School in Napier entschieden.
Zunächst gab es zwei Eingewöhnungstage in der Schule. Die Betreuung der ausländischen Schüler läuft sehr professionell. Es gibt feste Strukturen und Ansprechpartner für ausländische Schüler. Ich habe sehr schnell Kontakt auch zu anderen Internationals bekommen. Es herrscht ein herzliches und freundliches Klima. Die Gruppe der deutschsprachigen Schüler ist neben Japanern eine der größeren. Aber auch Brasilianer, Chinesen, Kolumbianer und viele andere Nationalitäten zählen zurzeit zu den international students.
Wir haben zunächst die Schule kennengelernt und unsere Schuluniform bekommen. Das Tragen der Schuluniform -mit Bluse und Rock für mich- ist zunächst sehr ungewohnt aber das ändert sich schnell und man lernt die Uniform auf seine Art mögen. Es ist ein schönes Gefühl auch optisch Teil der neuseeländischen Schule zu sein. Das international Department organisierte ein Lasertag Spiel mit ein paar Kiwis, so nennt man Neuseeländer auch. Das war eine schöne Möglichkeit, um mit den Kiwi-Schülern in Kontakt zu kommen. Am ersten Schultag wurde mir auch ein Kiwi student an die Seite gestellt, der gemeinsam mit mir Unterricht hat und mir hilft die Kurse finden.
Zu Beginn habe ich natürlich auch meine Schulfächer gewählt. Es gibt eine große Auswahl an Fächern und die Fächer unterscheiden sich teilweise sehr vom deutschen Schulsystem, wie zum Beispiel Drama, Nutrition oder Handwerken und Gartenbau). Neben dem Pflichtfach, in meinem Jahrgang 12 Englisch, konnte ich noch 5 weitere Fächer frei wählen. Dabei habe ich mich zum Beispiel für Drama und Nutrition entschieden, weil ich andere Schulfächer erleben wollte. Eine gute Idee! Und natürlich ist Outdoor Education eine gute Gelegenheit Neuseeland kennen zu lernen.
An den Einführungstagen wurden wir auch über die Schulregeln informiert. Einige der Regeln erscheinen ziemlich streng, sogar komisch und völlig überzogen aus deutscher Sicht. So ist das Tragen größerer Ohrringe z.B. nicht erlaubt oder das Schminken darf nur sehr dezent sein und Haare müssen zum Zopf gebunden werden. Um mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu dürfen, musste ich zunächst eine Fahrprüfung ablegen. Na klar der Linksverkehr ist zunächst eine Umstellung, aber ein Problem ist das nicht.
Nach den Eingewöhnungstagen hätte ich noch ein paar Tage Ferien bevor die Schule begann. Diese Zeit habe ich genutzt meine Gastfamilie und Napier besser kennenzulernen. Meine Familie ist vor einigen Jahren aus Großbritannien nach Neuseeland ausgewandert. Sie haben drei erwachsene Kinder, die teilweise noch zu Hause leben. Ich habe eine gleichaltrige brasilianische Gastschwester.
Meine ersten Tage in der Schule waren sehr aufregend. Zunächst ist es mir schwer gefallen, mich zurecht zu finden, weil alles neu ist, aber jeder ist hier sehr hilfsbereit.
Bericht 3 – NEUSEELAND in Corona Zeiten
Im Moment befindet sich jedes Land im Ausnahmezustand, so auch Neuseeland. Der „Explainer”, das neuseeländische System zur Bewältigung der Bedrohung durch das Coronavirus oder Covid-19, hat ein 4- Stufen Warnungssystem (4-level Alert System) ins Leben gerufen, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Die vier Levels bauen alle aufeinander auf, das bedeutet mit steigendem Level kommen immer mehr Limitierungen dazu.
In Level 1 weist die Regierung ihre Bürger an, sich auf eine Ausbreitung des Virus drauf vorzuberei-ten, sich physisch voneinander zu distanzieren, oft die Hände zu waschen und sich nicht ins Gesicht zu fassen. Sobald man sich in irgendeiner Weise krank fühlt soll man sich zu Hause aufhalten. Als Level 1 in Neuseeland eingeführt wurde, bin ich noch ganz normal zur Schule gegangen. Wir haben uns aber zur Begrüßung nicht mehr umarmt oder die Hand gegeben haben, sondern uns entweder mit dem Fuß oder dem Ellenbogen kurz berührt. Darüber hinaus gab es für mich noch keine weiteren Einschränkungen. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Neuseeland nur vereinzelt Fälle von Covid-19 und alle davon waren Touristen, die kurz zu vor nach Neuseeland geflogen sind. Deshalb wurden alle Menschen, die in nach Neuseeland einreisen, angewiesen, sich für 14 Tage selbst zu isolieren.
Level 2 stand ganz unter dem Motto reduce (verringern). Neuseeländer wurden angehalten, sich einen Meter voneinander zu distanzieren, auch Veranstaltungen von über 500 Teilnehmern draußen und über 100 Teilnehmern drinnen wurden untersagt. Alle Menschen aus Risikogruppen, alte Men-schen und Menschen mit Erkrankungen wurden dinglich gebeten zu Hause zu bleiben. Der Schul-betrieb ging zu diesem Zeitpunkt normal weiter. Nur die sportlichen Aktivitäten wurden bis auf weiteres für den Rest des Terms abgesagt. Auch das wöchentliche Zusammenkommen der Schüler -assembly- fand nicht mehr statt. Leider wurde auch der Schulball verschoben.
Am Montag, den 23. März 2020, erklärte die neuseeländische Präsidentin Jacinda Ardern in einer Ansprache an das Volk, dass das Land ab Mittwoch, den 25.März um 23.59 Uhr, in Level 4, also lockdown,geht. Für 48 Stunden Zeit galt Level 3, um sich auf den lockdown vorzubereiten. Seither gilt physical distancing von zwei Metern. Alle sind verpflichtet ihren zentralen Lebens- und Arbeits-punkt nach Hause zu verlegen. Reisen innerhalb des Landes sind nicht mehr erlaubt. Schulen, Geschäfte und Restaurants und die meisten Dienstleister sind geschlossen. Für die Schulen wurden die Osterferien vorverlegt. Taradale High School hat auf online schooling umgestellt. Teils findet der Unterricht in Videoklassen statt oder die Schüler erhalten Aufgaben oder schreiben Essays. Schulübergreifende Online-Klassen insbesondere im Fremdsprachenunterricht gehörten schon vor dem lockdown zum normalen Schulalltag.
Nun befindet sich Neuseeland im vierwöchigen Lockdown. Jeder muss zu Hause in seiner kleinen “bubble” bleiben. Man darf das Haus nur zum Sport machen, spazieren gehen und einkaufen im engen Wohnumfeld verlassen. Fischen, Jagen, Wassersport und Strandspaziergänge – zurzeit nicht möglich. Zum Einkaufen darf man nur alleine oder es kann online bestellt werden, das gilt besonders für ältere Personen. Es entstehen Schlangen vor den Läden, weil nur eine bestimmte Anzahl an Personen pro Quadratmeter sich zeitgleich im Geschäft aufhalten darf, aber die Versorgung ist dennoch gut, auch wenn zeitweise Nudeln, Mehl oder Milch mal nicht zu bekommen sind.
Die Nachrichten informieren stetig über die neusten Veränderungen und erinnern die Menschen an die Verhaltensbestimmungen, auch als persönliche Nachricht aufs Handy. Neuseeländer werden angehalten sich gegenseitig zu helfen und nett zu sein. Tatsächlich haben die Covid-19 policy restrictions die Fallzahlen stark sinken lassen. Der Stufe 4 lockdown geht noch bis zum 27. April. Danach gilt für zwei Wochen Level 3 und zumindest das Treffen von einzelnen Personen anderer bubbles wird mit social distancing wieder möglich sein.
Die Neuseeländer erdulden die Ausnahmesituation und die Verhaltenseinschränkungen hoffnungsvoll und unaufgeregt. So tauchen Teddybären in Neuseeland gerade an den unwahrscheinlichsten Orten auf. Für die Inselbewohner sind sie eine Art Begrüßung und Stimmungsaufheller in der Corona-Krise. Die Bewegung „we are not scared-nz bear hunt” („Wir haben keine Angst- Neuseeland Teddy-bären Jagd”) entstammt der Inspiration aus dem Kinderbuch “Wir gehen auf Bärenjagd” von Michael Rosen.
Bericht 4 - Schule in Neuseeland
Schule in Neuseeland ist eine ganz andere Erfahrung. Die meisten Schulen haben Schuluniformen. Der Unterricht an neuseeländischen Highschools fängt normalerweise gegen 9 Uhr morgens an, häufig mit einer sog. Form Class, wo sich alle Jahrgangsstufen von Year 9 bis Year 13 zusammenfinden, bei der der Lehrer die Anwesenheit prüft und allgemeine Informationen gibt, und geht bis 15:15 Uhr. In Neuseeland gibt es keine Aufteilung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium, sondern alle Schüler besuchen zusammen die Primary School (Grundschule), Intermediate School (Mittelschule) und Highschool (Gesamtschule). Fun Fact: Schüler in Neuseeland werden an ihrem Geburtstag eingeschult. Es gibt gemischte Schulen und auch reine Jungs- oder Mädchenschulen. Schulpflicht herrscht nur bis 16 Jahre aber nach der 13. Klasse ist die Schulausbildung auf jeden Fall beendet. Ab der 11./ 12. Klasse wird der Unterricht generell viel anspruchsvoller, mit vielen Tests und Hausaufgaben. Die Highschools sind sehr unterschiedlich und auch die Fächerauswahl ist je nach Schule verschieden, aber eines haben alle gemeinsam: es gibt eine sehr große Auswahl von Fächern.
Neben den klassischen akademischen Fächern aus den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften, Sprachen und Gesellschaftswissenschaften können Schüler in Neuseeland aus einer großen Bandbreite musischer und künstlerischer Fächer wählen oder Kurse wie beispielsweise Tourismus oder Wirtschaftswissenschaften belegen. Zudem kann der Unterricht sehr praxisorientiert sein; hier nur einige Fächerbeispiele: Grafikdesign, Zeichnen, Werken, Tanzen, Schauspiel, Kochen, Buchhaltung und Nähen. Auch im Bereich Sport gibt es vielfältige Möglichkeiten, besonders im Nachmittagsbereich und in Inter-House Sportwettkämpfen. Bei Inter-House Wettkämpfen treten die bestehenden vier Häuser, Hetley (blau), Miller (grün), Kaiwhata (rot) und Tareha (gelb), gegeneinander an.
Aus meiner persönlichen Erfahrung her, kann ich es nur empfehlen mal ein neues, ganz anderes Fach auszuprobieren. Ich habe Theater, Nutrition und Werken genommen und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, Neues kennenzulernen und es eignet sich auch gut, um mit Kiwi Schülern in Kontakt zu kommen, da diese praktisch orientierte Fächer mögen.
Highschools „streamen“. Das bedeutet es gibt ein Kurssystem, wie in der gymnasialen Oberstufe mit der Folge, dass sich die Klassenkameraden sich von Fach zu Fach ändern.
Das neuseeländische Abitur heißt NCEA. Die Abkürzung NCEA steht für National Certificate of Educational Achievement. Das Zertifikat ist ein gestaffelter Ausbildungsabschluss, dessen erste Stufe man nach der 11. Klasse, die zweite nach dem 12. und die dritte nach dem 13. Schuljahr erreicht. Mit jeder Stufe kann man ins Berufsleben starten und mit der dritten studieren. Um das NCEA zu erreichen, werden Credits gesammelt. Bei einem höheren Schwierigkeitsgrad erhält man mehr Punkte, man kann also einen Mathekurs der 13. Jahrgangsstufe wählen, obwohl man vielleicht erst die 11. Klasse besucht, und so mehr Punkte erhalten. Neben dem Erreichen bestimmter Credits sind zusätzliche Bewertungen für die Leistungsermittlung entscheidend: Excellent, Merit, Achieved oder Not Achieved – je besser du als Schüler die Kriterien erfüllst, desto eher erhält du als positive Beurteilung ein Merit oder Excellent.
Das neuseeländische Schuljahr unterteilt sich in vier Terms zu jeweils 10 Wochen. Es beginnt in der Regel Ende Januar und endet im Dezember, sodass die großen Sommerferien zwischen Term 4 und Term 1 in der Weihnachtszeit liegen. Zwischen den anderen Terms liegen jeweils zwei Wochen Ferien. Im Term 4 ist die Kursphase aufgrund der Abschlussprüfungen um etwa drei Wochen verkürzt.
Ein absolutes Highlight für die letzten beiden Jahrgänge ist der Schulball, Corona bedingt nicht ausgefallen sondern nach Term 3 verschoben wurde, den ich glücklicherweise auch miterleben konnte.
Allgemein kann man sagen, dass es in neuseeländischen Schulen weit weniger Stress und Lerndruck gibt. Der Lehrplan ist nicht so vollgepackt und es gibt viel Projektarbeit und Gruppenarbeit. Die Lehrer sind unwahrscheinlich offen und freundlich und kümmern sich intensiv um die Belange eines jeden Schülers. Schule macht jeden Tag Spaß und ist immer interessant.
Bericht 5
Neuseeland – das Land der atemberaubenden Landschaften, imposanten Bergketten, türkisfarbenen Bergseen, wunderschönen Sandstränden und beeindruckenden Wasserfällen. Aotearoa, das Land der langen weißen Wolke – wie die einheimischen Maori es nennen, bietet viele Abenteuer. Eine sehr schöne Gelegenheit, Neuseeland besser kennenzulernen, ist im Rahmen eines Outdoor Education Programms. Taradale Highschool bietet ein abwechslungsreiches Programm an, es reicht von Surfen, Klettern über Raften zu Ski fahren. Es ist als Unterrichtsfach frei wählbar, ist aber kostenpflichtig (pro Term 400 Dollar, die sich aber wirklich lohnen). Outdoor Education zählte immer zu meinen persönlichen Highlights der Woche und war eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag. Die Aktivitäten richten sich nach der Jahreszeit. Im Sommer liegt der Schwerpunkt auf Wasseraktivitäten. Ein besonders tolles Erlebnis war der Campingtrip nach Gisborne mit Surfunterricht und Füttern von Rochen im offenen Meer. Zur Winterzeit – vergleichbar mit warmem deutschem Herbstwetter – standen Aktivitäten wie Klettern, Abseilen, Strandsegeln und Caving. Der Winterhöhepunkt war ein Skitrip zum Vulkan Mt Ruhapehu.
Für alle, die interessiert sind andere Teile Neuseelands zu entdecken, empfehle ich, eine International Student Tour zu buchen. Diese Touren sind darauf spezialisiert, international students das Land zu zeigen. Ich habe auf diese Art Vieles von Neuseeland gesehen. Ein Besuch von Queenstown auf der Südinsel, wegen Skydiving, Bungeejumping, Parasailing und Jetbooting Adrenalinhauptstadt Neuseelands, kann ich nur empfehlen. Wer Gelegenheit hat in Kaikoura vorbeizukommen, sollte mit Delfinen schwimmen gehen.
Auf der Nordinsel ist ein Ausflug zum Hobbiton Movieset in Matamata unbedingt empfehlenswert. Gesehen haben sollte man auch Cathedral Cove auf der Coromandel Halbinsel. Es gibt darüber hinaus noch viele andere Spots, die den Aufenthalt in Neuseeland nie langweilig werden lassen. Einfach fantastisch!!
Abschlussbericht
Mein Abenteuer ins ca. 18500 km entfernte Neuseeland begann mit meinem Flug um die halbe Welt und so endet auch mein Jahr mit einem sehr langen Flug von ca. 28 Flugstunden zurück nach Hause. Meine Rückreise beginnt am Flughafen in Napier meiner zweiten Heimat für fast ein Jahr- wo all meine Freunde und meine Gastfamilie gekommen waren, um sich von mir zu verabschieden. Der Abschied war sehr traurig, da alle wussten, dass man sich nicht zeitnah wiedersehen wird. Zwei von meinen internationalen Freunden aus Brasilien waren bis zur halben Wegstrecke mit dabei. Auf dem langen Flug nicht allein zu sein, war ein echtes Geschenk. Vom Auckland domestic Terminal ging es weiter zum international Airport in Auckland. Dort wurde mir die aktuellen Situation mit covid-19 erst so richtig klar. Ich wusste zwar, dass es auf der ganzen Welt sehr präsent ist, aber nach einem harten zweimonatigen Lockdown habe ich die restliche Zeit in Neuseeland nahezu ohne Einschränkungen verbringen können. Von diesem Moment an hieß es Maske und Face Shield tragen und desinfizieren. Nach dem Zwischenstopp in Brisbane gab es zu meiner Überraschung keine freien Plätze mehr. Dieser Flug sollte mit 17 Stunden der längste Teilabschnitt meiner Rückreise werden. An meinem letzten Abend in Neuseeland habe ich mir den Sonnenuntergang angeschaut und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang. Das war ein passender Abschluss für mein Auslandsjahr, denn die ersten Sonnenstunden des Tages zu erleben, steht ganz oben auf meiner persönlichen Top-Ten-Liste für Neuseeland.
Niemand muss davon überzeugt werden, dass Neuseeland einer der geographisch einzigartigsten Orte der Welt ist – die Tatsache, dass es seit mehr als 80 Millionen Jahren isoliert im südwestlichen Pazifik liegt, sollte Beweis genug sein, dass man das, was man in Neuseeland findet, wahrscheinlich nirgendwo anders finden wird.
Das ist meine Liste der Dinge, die du nur in Neuseeland findest:
1. Alle Jahreszeiten an einem Tag erleben – Die beste Reisezeit in Neuseeland ist – IMMER. Denn das Wetter in Neuseeland variiert praktisch ständig und überall. Daher spricht man auch gerne von „vier Jahreszeiten an einem Tag“ – vergleichbar mit unserem Aprilwetter in Deutschland.
2. Mittelerde erleben – Neuseeland; von den Maori Aotearoa genannt, ist auch bekannt als der Ort, der wie Mittelerde aus den Filmen “ Herr der Ringe” oder “Der Hobbit” aussieht.
3. Immergrüner Winter – Während in Deutschland alle Laubblätter im Herbst von den Bäumen herunterfallen und es dann im Winter immer sehr kahl aussieht, ist es in Neuseeland immergrün im Winter. Die einheimischen Bäume Neuseelands verlieren ihre Blätter nicht.
4. Mehr Schafe als Menschen – Auf 4,9 Millionen Menschen kommen 27,6 Millionen Schafe.
5. Die Sonne als erstes zu sehen
6. Den Ort mit dem Längsten Namen besuchen – Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaungahoronukupokaiwhenuakitanatahu ist der Maori-Name eines 305 Meter hohen Hügels in Neuseeland, zu Deutsch „Der Vorsprung des Berges, wo Tamatea, der Mann mit den großen Knien, der rutschte, kletterte und die Berge verschlang und der durch das Land reiste, für seine Liebste Flöte spielte.“ 2006 wurde Namensschutz für den Hügel beantragt – sicher auch ein genialer Marketingschachzug. In Neuseelands Karten ist er schlicht als Taumata verzeichnet.
7. Hot water Beach – Der Hot Water Beach ist ein Naturphänomen: Als ich zuerst davon hörte, dachte ich nicht, dass das Wasser im Boden am Strand hier wirklich so heiß ist. Aber es ist ganz einfach: Loch graben, noch ein bisschen tiefer graben und schon kommt das heiße Wasser aus dem Sand. Klingt komisch, ist aber dank der unterirdischen Thermalquelle am Hot Water Beach möglich. Dieser besondere Strandabschnitt auf der Coromandel Peninsula ist nur für zwei bis vier Stunden zugänglich, wenn das Meer sich zurückzieht.
8. Schuhdusche am Waldeingang – Zum Schutz vor einzuschleppenden Parasiten, Keimen, Pilzen etc. muss man sich am Eingang die Schuhe abduschen, so in Auckland im Whaitakere Ranges Rain Forrest.
9. Sternenklare Nachthimmel – Kürzlich wurden 4.300 km² von Neuseelands Südinsel als internationales geschütztes Himmelsreservat anerkannt, dem größten Reservat dieser Art weltweit. Das „Dark Sky Reserve“, das einen Großteil der Aoraki/Mount Cook und Mackenzie Region abdeckt, wird als einer der besten Orte für Sternenbeobachtungen auf der ganzen Welt angesehen.
10. Haka – Der Haka ist ein ritueller Tanz der Maori.
Zurück in Deutschland schaue ich auf eine wirklich abenteuerliches, einzigartiges und besonderes Jahr zurück. Meine Zeit in
Neuseeland war eine unbeschreibliche Zeit mit vielen unglaublichen Erlebnissen, die ich nie vergessen werde. Die Zeit hat mich sehr geprägt, ich habe viel gelernt und bin unglaublich gereift.
Ich bin froh, für eine kurze Zeit in ein anderes Land und ein anderes Schulsystem hineingeschaut zu haben. Neuseeländische Schüler erleben ihre Schulzeit unbeschwerter und blicken auf die Zeit danach sorgloser als ich das von Deutschland kenne. Lehrer sind gelassen und das Verhältnis ist freundschaftlich. Den Schulalltag in Uniform zu erleben, nimmt den sozialen Druck und macht Schule stärker zur Gemeinschaft. Die Vielzahl von Wahlfächern berücksichtigt die persönlichen Interessen stärker.
Ich habe einen kompletten Jahresrhythmus erlebt und kann das wirklich empfehlen.
Einen ganz besonderen Dank widme ich in diesem letzten Bericht Frau Lüddeke, FernZiele, die immer für mich da war und mich bei dem Abenteuer hervorragend unterstützt hat.